Eva Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes erklärt:
"Kurz nach dem Scheitern der Ampel-Regierung hat das Kabinett die "Engagementstrategie des Bundes" vorgelegt, die im Koalitionsvertrag angekündigt war. Heute wird sie zum EngagementTag offiziell vorgestellt und mit den zivilgesellschaftlichen Partnern diskutiert. Die Strategie trägt die Spuren mühsamer Kompromiss-Suche. Eine Vision dessen, was die Bundesregierung für die angekündigte "Kultur der Ermöglichung freiwilligen Engagements" tun kann und will, bleibt über weite Strecken unsichtbar. Dabei richtet die Strategie ihr Augenmerk durchaus auf die richtigen und wichtigen Fragen: Sie fragt nach der Bedeutung freiwilligen Engagements im Kontext von Krisen und Katastrophen und sie unterstreicht, wie sehr die digitale Transformation die Bedingungen zivilgesellschaftlichen Engagements verändert. Der Caritasverband ist einer der Partner, die - gefördert vom BMFSFJ - im Civic Data Lab die Kompetenz zivilgesellschaftlicher Akteure bei der gemeinwohlorientierten Datennutzung stärken. Gerade in Krisen und Katastrophen braucht es Gummistiefel und Laptops, um ehrenamtlich wirksam zu helfen, das belegen die Erfahrungen der Caritas nicht nur in diesem Projekt.
Unsichtbar bleibt in der Strategie vor allem die Bedeutung der gelingenden Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt. In vielen sozialen Engagementfeldern - von der Wohnungslosenhilfe bis zur Hospizarbeit, von der Straffälligenhilfe bis zur Lesepatenschaft sind freiwillig Engagierte darauf angewiesen, dass beruflich Tätige in Organisationen und Verbänden, namentlich in den Wohlfahrtsverbänden, Ermöglichungsstrukturen gestalten, in denen Ehrenamt als wirksam und sinnstiftend erlebt wird. Das Schweigen der Strategie zu diesen Gelingensbedingungen passt zum Verzicht auf konkrete Förderzusagen: Weder bei den Freiwilligendiensten noch bei den Passagen zu den Räumen der Verbände gibt es Hinweise auf die Notwendigkeit verlässlicher öffentlicher Finanzierung. Das, was als "Kultur der Ermöglichung" gefordert wird, ist ohne die verlässliche Förderung von Grundstrukturen allerdings eine Wirklichkeit der Verunmöglichung. Schmerzlich zeigt sich das zur Zeit darin, wie die Freiwilligendienste unter permanenten Haushaltsunsicherheiten zu leiden haben.
Die Bundesregierung betont in ihrer Strategie die soziale Innovationskraft des verbandlichen Ehrenamts, namentlich der Wohlfahrtsverbände. Immerhin! Wir werden die nächste Bundesregierung an diesen Zukunftsblick erinnern, wenn es darum geht, passgenaue Antworten auf soziale Herausforderungen zu suchen und zu gestalten."
Aus dem Deutschen Caritasverband
Der DCV hatte zur Vorbereitung der Engagementstrategie eine die Studie "Co-Produktion von freiwillig Engagierten und beruflich Tätigen in der freien Wohlfahrtspflege"(Freiburg, Berlin 2023) in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse zeigen: Freiwilliges Engagement ist nur dann wirksam, wenn beruflich Engagierte über ausreichend Zeit und Ressourcen verfügen, um Ehrenamtliche zu begleiten und ihnen eine sinnvolle Rolle im Team zu geben.
Der Deutsche Caritasverband ist der größte Wohlfahrtsverband Deutschlands und setzt sich für soziale Gerechtigkeit, Solidarität und Unterstützung der Schwächsten ein. Mit bundesweit über 700.000 beruflichen Mitarbeitenden und mehreren hunderttausend Ehrenamtlichen leisten Haupt- und Ehrenamtliche gemeinsam einen unschätzbaren Beitrag zum Gemeinwohl.
Die vollständige Studie "Co-Produktion von freiwillig Engagierten und beruflich Tätigen" steht weiter unten zum Download bereit.