Caritasverband blickt auf 30 Jahre Kinderkrippe zurück
Am 26. November 1990 eröffnete der Caritasverband für den Landkreis die Kinderkrippe am Starzenbachweg in Deggendorf.
Als zweiter Träger in ganz Niederbayern ließ sich die Deggendorfer Caritas auf dieses Wagnis ein, um alleinerziehenden Müttern oder Vätern auch eine Zukunftsperspektive in der Arbeitswelt zu ermöglichen.
Alleinerziehend bedeutete damals für einen Großteil der Betroffenen das Ende der Berufstätigkeit oder Ausbildung und lange Jahre keine Möglichkeit, dies nachzuholen. Derlei Zukunftsängste und das Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit beeinflussten zur damaligen Zeit häufig die Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch. Die Frauenunion Deggendorf griff diese Thematik Ende der 80er Jahre auf und fand mit dem Caritasverband einen Träger, der sich dieser Personengruppe als konsequentes Angebot aus der Haltung der katholischen Kirche zum § 218 StGB verpflichtet fühlte. Den Widerspruch, die Frauen in der Beratung zu ermutigen, ihr Kind zu bekommen, aber keine nachhaltige existenzielle Perspektive für sie aufzeigen zu können, galt es aufzulösen und dies führte letztlich dazu, sich am 20. Februar 1989 für die Umsetzung der Idee Kinderkrippe zu entschließen. Der politische, wie auch öffentliche Zuspruch für eine solche Einrichtung war zu dieser Zeit jedoch kaum zu finden und so kämpfte man mit allerlei Vorbehalten, wie Vergleichen mit DDR-Zuständen, der Forderung, die Mutter hätte bei ihrem Kind zu bleiben, etc.! Es gab keinerlei staatliche Förderung für Kinderkrippen und so bescherte die Einrichtung dem Verband erhebliche Defizite und den Müttern/Vätern sehr hohe Beiträge. Altoberbürgermeister Dieter Görlitz, damals Vorsitzender des Caritasverbandes, mahnte die Gründung eines Fördervereins an, der am 24. Juli 1995 mit 70 Mitgliedern gegründet wurde. Die erste Vorsitzende war die Gattin des verstorbenen Altlandrats Dr. Georg Karl, Frau Marlene Karl, der später die damalige Oberbürgermeisterin Anna Eder nachfolgte.
§ 2 Satzung Förderverein:
"Ziel ist es, für den Unterhalt der Kinderkrippe mit zu sorgen, auch, um im Einzelfall einem Kind den Aufenthalt in der Kinderkrippe zu ermöglichen.
Insbesondere soll der Förderverein zur Mittelbeschaffung tätig werden.
Der Förderverein setzt sich zum Ziel, im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit in Verbindung mit und auf der Basis der Erfahrung der Schwangerschaftsberatungsstellen eine ausreichende staatliche Kinderkrippenförderung zu erreichen."
Der Förderverein half über die Jahre mit seinen Aktionen, wie dem berühmten "Schrazenball" der Frau Marlene Karl und dem Akquirieren von Spendengeldern, die Kosten der Einrichtung stemmen zu können.
Im März 2008 nahm das Klinikum Deggendorf mit dem Caritasverband Gespräche über die Betriebsträgerschaft für eine Kinderkrippe für das Klinikpersonal auf, die zum Kindergartenjahr 2009/2010 zunächst in Ausweichräumen mit einer Gruppe von 12 Kindern in Betrieb gehen konnte.
Am 24.2.2010 wurde schließlich der Förderverein aufgelöst, da nunmehr das Vereinsziel der staatlichen Förderung erreicht war!
Nachdem das Kloster Maria Ward die Gebäulichkeiten am Starzenbachweg zum Verkauf stellte, mussten dringend andere Räume gefunden werden. Es wurde sogar ein Neubau ins Auge gefasste, der aber letztlich leider nicht zustande kam. Im Jahre 2012 kam die Gemeinde Metten mit der Bitte auf den Caritasverband zu die Trägerschaft der neu zu bauenden Kinderkrippe in Metten zu übernehmen und es kam sehr schnell zum Vertrag. Die Krippe konnte im September 2013 nach Erteilung der Betriebserlaubnis durch das Jugendamt Deggendorf ihre Arbeit aufnehmen und erfreut sich bis heute größter Beliebtheit. Aktuell wird neben der Krippe der zweigruppige Kindergarten gebaut. Die Gärten werden miteinander verbunden sein und es
wird eine enge Zusammenarbeit geben, so dass die Kinder, die altersbedingt der Krippe entwachsen, ganz behutsam, vertraut und gut vorbereitet in den Kindergarten wechseln können.
Stefanie Marek-Hilz, Krippenleitung gibt Einblick in den Arbeitsalltag: "Schon in der Früh , wenn die Kinder gebracht werden ist Fingerspitzengefühl gefragt. Hat Hugo gut geschlafen und freut sich aufs Spielen mit uns und den anderen Kindern oder steckt Franzi mitten in einem Entwicklungsschub und möchte sich gar nicht von Mama trennen. Ist Papa gestresst und daher beim Bringen ungeduldig, während der kleine Max versucht selbst die Hausschuhe anzuziehen?
Jeden Tag versuchen wir den Kindern Freiräume für ihre individuelle Entwicklung zu schaffen, die Bedarfe jedes einzelnen Kindes zu erkennen und entsprechend Anregungen anzubieten. Unser Streben liegt darin die Kinder so durch den Alltag zu führen, um selbstständige, wissbegierige und selbstsichere kleine Menschen heranwachsen zu lassen. Und da für die gute Entwicklung des Kindes vor allem die Eltern die Hauptrolle spielen, sind der tägliche Austausch und regelmäßige Elterngespräche unser zweites Aufgabengebiet.
Im Wandel der letzten 30 Jahren sind unsere Aufgaben und die Anforderungen von Betreuung und Pflege auf Garderobenfrau, Geduldsengel, Erziehungspartner, Einschlafhilfe, Hüpfburg, Kuscheltier, Streitschlichter, Spielpartner, Vorleser, Sängerknabe, Aufräumhilfe, Sandkuchenbäcker, Bobbycar-Reparaturservice, und vieles mehr angewachsen."
Die Klinikumkrippe befindet sich seit Sommer 2019 wegen des erhöhten Betreuungsbedarfs mit nunmehr 2 Gruppen in Übergangsräumen im Katharinenspital Deggendorf. Auf dem Klinikumgelände entsteht ein Neubau. Der Einzug ist für das kommende Krippenjahr geplant.
Simone Klingseis, Leiterin der Klinikumkrippe beschreibt einen Krippentag: "Leon wird am Morgen von seiner Mama in die Krippe gebracht. Verschmitzt lächelt er schon durch die Glasfront unserer Eingangstür. Die Tür wird geöffnet und Leon stürmt in die Garderobe. Dann noch schnell Hände waschen und ab in die Gruppe. Er sieht sich um, was grad so los ist und ob schon welche seiner Freunde da sind. Er entscheidet sich dann aber doch zuerst ausgiebig auf dem Schoß der Erzieherin zu kuscheln und lauscht aufmerksam einem Buch.
Kaum ist das Buch zu Ende und für ihn genug gekuschelt, begibt er sich ins Gruppengeschehen. Der bau eines Hauses aus Duplosteinen hat es ihm angetan, und er gesellt sich zu der Gruppe von Kindern die mit der Erzieherin bauen.
Es ist kurz vor 9 Uhr und es beginnt der Morgenkreis. Leon ist eifrig dabei unser Begrüßungslied zu singen. „Ja Ja, So So, Hm Hm“ tönt es aus seinem Mund und dem der anderen Kinder.
Nach dem Morgenkreis geht’s zum Brotzeit machen, hier bringt er meist großen Hunger mit und frühstückt am liebsten Knäckebrot mit Salami und Käse. Gut gestärkt geht es dann in den Garten.
Hier liebt er es zu matschen und leckere Sandkuchen zu backen. Aber auch eine Rallye mit dem Bobbycar steht hoch im Kurs.
Ausgetobt vom Garten gibt es nun das Mittagessen als Stärkung. Den Tischspruch kann Leon schon gut mitsprechen. Er genießt das gesellige Miteinander und hat immer viel zu erzählen.
So, jetzt schnell waschen und umziehen und ins Bett, nun ist Schlafenszeit angesagt.
Nach einem ausgiebigen Mittagspäuschen ist der Tag für Leon auch schon zu Ende.
Er verabschiedet sich mit den Worten „Es war sehr schön bei euch, bis Morgen“ und zaubert der Betreuerin damit noch ein Lächeln ins Gesicht."
"Rückblickend haben sich die Pionierarbeit, das Risiko und die hohen Investitionen aus eigenen Mitteln des Deggendorfer Caritasverbandes über die langen, schwierigen Jahre für die vielen Kinder und deren Mütter und Väter ganz eindeutig gelohnt.
Nach nunmehr 30 Jahren sind Kinderkrippen zu einer Selbstverständlichkeit, ja zu einem Anspruch geworden!
In der Gründerzeit hätte sich dies niemand vorstellen können; daher sollte nach einem so langen Weg auch ein bisschen Freude und Stolz auf die vollbrachte erfolgreiche Arbeit erlaubt sein!", resümiert geschäftsführender Vorstand Hans-Jürgen Weißenborn.