10 Jahre JaS an Grundschulen - Kein Tag ist wie der andere!
Was braucht ein Kind damit es gut lernen kann? Wie können soziale Ungleichheiten ausgeglichen werden? Welche Unterstützungsmöglichkeiten braucht das Kind und seine Familie?
Aus diesen drei Fragen ergibt sich die Kernaufgabe der Jugendsozialarbeit an Schulen, kurz JaS, die es im Landkreis Deggendorf seit dem Jahr 2001 gibt. Zunächst wurden die Mittel- und Förderschulen mit Fachkräften des Landratsamtes unterstützt. Der Bedarf an Grundschulen war bereits erkennbar und so wurde vor 10 Jahren mit dem Caritasverband Deggendorf e.V. ein kompetenter freier Träger der Jugendhilfe für JaS an Grundschulen gefunden.
Die Jugendsozialarbeit startete im September 2012 an den Deggendorfer Grundschulen St. Martin, Theodor-Eckert und an der GS Plattling gemäß dem Motto "Gemeinsam geht’s besser."
Durch gesellschaftliche und familiäre Veränderungen werden zwangsläufig Probleme in die Schulen hineingetragen, die mit dem dortigen Bildungsauftrag schwer vereinbar sind. Egal ob auffällige Verhaltensweisen, wie auch finanzielle und familiäre Herausforderungen - die Sozialpädagog*innen sind Ansprechpartner für Kinder, Erziehungsberechtigte, und Lehrkräfte in besonders belastenden Situationen.
Als Teil des Hilfsangebotes der Jugendhilfe bietet die Jugendsozialarbeit einen niederschwelligen Zugang zu einem vielfältigen Beratungsangebot, welches stets kostenlos ist und der gesetzlichen Schweigepflicht unterliegt. Durch die tägliche Anwesenheit an den Schulen kann gewährleistet werden, dass auftretende Schwierigkeiten zeitnah aufgefangen und kontinuierlich begleitet werden können. Die Beratung selbst zielt bei offensichtlichen Problemen vorrangig auf direkte Problemlösungen mit dem jungen Menschen und den Eltern im engen Zusammenwirken mit der Schule, d.h. den Lehrkräften sowie den schulischen Beratungsdiensten. Sind weitere konkrete Hilfen erforderlich, die die Möglichkeiten der JaS-Fachkraft überschreiten, vermittelt diese an den Allgemeinen Sozialpädagogischen Dienst (ASD) des Jugendamtes oder an spezialisierte Netzwerkpartner.
In Einzel- oder auch Gruppengesprächen arbeitet JaS nicht nur mit sozialpädagogischer Kompetenz, sondern agiert mit dem gesamten System der Jugendhilfe sowie dem im Landkreis Deggendorf vorhandenen, breiten Unterstützungsangebot für Kinder, Jugendliche und Familien in schwierigen Lebenslagen. Hier bietet vor allem der Caritasverband Deggendorf e.V. ein vielfältiges Beratungsangebot wie z.B. Erziehungsberatung, Pflegeelternberatung, Schuldnerberatung, allgemeine Sozialberatung… Durch die kontinuierliche Netzwerkarbeit der gesamten Jugendsozialarbeit im Landkreis Deggendorf können Familien so im Bedarfsfall zeitnah und unkompliziert angebunden werden.
JaS ist ein Erfolgsmodell, so dass seit Februar 2020 auch an der Grundschule Mietraching und Grundschule An der Angermühle JaS Fachkräfte sind. An der Grundschule Theodor-Eckert startete im September 2022 eine zusätzliche Fachkraft für die Außenstandorte.
Seit Beginn der JaS in 2012 in Trägerschaft des Caritasverbandes gab es besonders herausfordernde Jahre, die zusätzliches Engagement forderten: z.B. das Hochwasserjahr 2013, die Flüchtlingswelle 2015, die Schulschließungszeiten während der Corona-Pandemie und aktuell der Zustrom ukrainischen Familien. Zu den täglichen Herausforderungen der JaS Tätigkeit zählen nach wie vor sprachliche Barrieren, fehlende kostenlose Dolmetscher, längere Wartezeiten im Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie, zunehmende finanzielle Nöte der Familien und nicht zuletzt der vermehrte bürokratische Aufwand für diese. Es zeigte sich aber besonders in diesen Zeiten wie wichtig ein flexibler Zugang zum niederschwelligen Angebot von Jugendsozialarbeit an Schulen ist. Die Arbeit an den Schulen besteht aus einem Mix von geplanten und ungeplanten Terminen.
Ein Tag mit JaS
8:00 Ankunft an der Schule, kurzer Austausch mit Sekretärin, danach Büroaufgaben
8:15 Information von Klassenlehrerin XY: Schülerin zweite Klasse ist sehr weinerlich und schweigsam, JaS soll unterstützen
8:30 Gespräch mit Kind, methodisch unterstützt durch themenbezogenes Gefühle-Bilderbuch. Es gab Streit auf dem Schulweg mit anderen Kindern. Information / telefonischer Kontakt mit den Eltern. Kind geht beruhigt zurück in den Unterricht
9:15 Büroarbeiten: Emails, Telefonate beantworten
9:30 In den Pausen gibt es seit einigen Tagen Streitigkeiten zwischen zwei verschiedenen Klassengruppen. JaS geht mit nach draußen zur Beobachtung, als Ansprechpartnerin und zur Vermittlung
9:50 Kurzes Infogespräch mit Schulleitung, Klassenleitungen, Probleme, die sich zeigen, sollen durch weitere Aktivitäten z.B. soziales Kompetenztraining vor Ort bearbeitet werden, mit einzelnen Kindern werden Gespräche vereinbart
10:00 Termin Elterngespräch
11:00 Termine mit verschiedenen Kindern Probleme besprochen, mögliche Lösungen aufgezeigt
12:00 Dokumentation
12:15 Mittagszeit
Nachmittags ab 13:00 Uhr (nur bei Ganztagsstellung)
13:00 diverse Elterngespräche
Gespräche mit Kindern
15:00 Austausch mit Erzieher*innen und Lehrkräften des Ganztags
15.30 Dokumentation
16.00 Abschluss des Tages